Die Entscheidung ist gefallen: Die Wiesn 2022 kann und wird stattfinden. Münchens OB Dieter Reiter hat in Absprache mit Karl Lauterbach die Theresienwiese für dieses Jahr zum Abschuss freigegeben.
Zwei Jahre keine Wiesen in München, dafür hatte Corona gesorgt und dann die freudige Botschaft, dass heuer das größte Volksfest der Welt die Tore wieder öffnen darf. In der Landeshauptstadt sieht man voller Vorfreude der zweiwöchigen Alkohol-Apokalypse entgegen. Vorbei die Zeiten, in denen nicht zwei Wochen der totale Ausnahmezustand herrscht. Endlich wieder eine zugemüllte Innenstadt, vollgestopfte U-Bahnen und herumgröhlende Trachtenjuppies aus allen Herren Länder. Wobei: braucht’s dazu überhaut die Wiesn?
Ministerpräsident und Thekenadmiral Dr. Markus „eine geht noch“ Söder spricht sich ebenfalls positiv für den Entschluss aus. „Ich begrüße die Entscheidung der Stadt München, dieses Jahr das Oktoberfest wieder stattfinden zu lassen“, äußerte er sich in einem Interview. „Zwei Jahre Zwangspause und massive Unterhopfung haben dieses Jahr ein Ende, sobald sich die Pforten zur Wiesn öffnen und das erste Fass angestochen wird. Danach wird sich ordentlich die Rüstung zerbeult, bis kein Zapfhahn mehr kräht“, so Söder weiter.

Oktober – der Name des Monats ist ein Kompositum, welches sich aus dem Altbairischen Okto, also Acht, und dem aus dem aus dem altgermanischen entlehnte Wort Berre – Bier zusammensetzt. Frei übersetzt bedeutet Oktober damit „wie ein Achtarmiger einen reinorgeln“. Und dem stimmt auch Söder zu: „Nunc est bibendum – so steht es in großen Lettern über der bairischen Staatskanzlei und diesem Leitspruch sollten alle folgen. Druckbetankung im großen Stil, die erste Krawallbrause geht auf mich!“
Auch Hubert Aiwanger von den freien Wählern freut sich bereits auf den Anstich. „Mon sollte nü vergössn, dass man nöbön Opfesoft auch immer mol ein Bür trünken sollte. Das Göheimnüs des Gönusses liegt darün, dass man die Moß nümols school wördn lossn dorf, sonst schmöckts nümmer“, offenbart der Wirtschafts- und Kneipenminister.
Apropos Wirtschaft! Auch hier hat sich einiges getan. Der Preis für die Maß wurde ebenfalls bereits festgelegt: Zwischen 12,60 € und 13,80 € wird die Maß dieses Jahr kosten. Bei einem durchschnittlichen Einschenkvolumen von 0,80 Litern beträgt der Literpreis somit stolze 15,75 € (im günstigsten Fall).
In einem Rechenbeispiel möchten wir dies einmal genauer beleuchten. Zur Vereinfachung wird der Literpreis auf volle Euro aufgerundet. Umgerechnet würde man somit für 16,00 € (exklusive Trinkgeld) für einen Liter Festbier bekommen:
- 20,51 Liter Oettinger Export (0,78 €/l) oder
- 8,74 Liter Augustiner Export (1,83 €/l) oder
- 14,55 Liter 5,0er Export (1,10 €/l)
Oder wie es der Streifen-Karl aus Hinterscheißprügelfach formuliert: „An gmiadlichn Freitag Vormittag.“
Da man aber auf einem Bein schlecht steht, sind 16,00 € gerade mal fürs Aufwärmen einzurechnen. Um sich den von der Landesregierung vorgeschlagenen Untergrenze von zwei Promille zu erreichen, sind für einen Mann von 44 Jahren und 80 kg sage und schreibe 3,6 (!) Liter des goldenen Glücks notwendig, oder umgerechnet 57,60 €. Lustig ist das nicht mehr, aber man kann ja auch ohne Spaß Alkohol haben.
Um sich jetzt doch einen schönen Tag auf dem Oktoberfest leisten zu können, stehen Otto Normalverbraucher im Rahmen der anhaltenden Inflation und dem durch Corona gebeuteltem Konto ein paar lohnenswerte Kreditprogramme zur Verfügung:
Zum einen wäre da eine Hypothek auf das Eigenheim. Banken und Investoren sind immer auf der Suche nach neuen „Investitionsobjekten“. So könnte man sein mühsam gebautes Häuschen in der Vorstadt gegen gutes Geld einem Kredithai überschreiben – zu aktuell guten Konditionen! Doch sobald der Marktzins wieder anzieht und Otto die Rückzahlung nicht mehr bedienen kann (nimm das, Sollzinsbindung!) dann ist die Bude schneller weg, als Andy Scheuer, wenn es um Details zur Refinanzierung der gescheiterten Autobahnmaut geht (Anmerkung des Autors: Hat den eigentlich irgendwer mal wieder gesehen? Nein? Gut!).

Eine weitere Option wäre Organhandel. Die Leber scheidet in diesem Falle natürlich aus, da diese ja noch im Zuge der Hopfenspaltung benötigt wird, doch wie wäre es mit einer Niere? Hat man eh zwei davon, da reicht auch eine. Auf dem Schwarzmarkt kriegt man gut und gerne mal 100.000 € dafür, je nach dem auf welchem Markt man anbietet. Hier bietet es sich an, auf Check24.de die Preise zu vergleichen.
Als dritte Option bliebe noch das gute alte Zeche prellen, welche sich als die schwierigste, aber auch die lukrativste Möglichkeit herausgestellt hat, immer unter der Voraussetzung, dass man anschreiben lassen kann. Man sollte hierbei aber immer auf eine gesunde Schütt/Flucht-Ratio achten, da sich das Prellen in erster Linie dann auszahlt, wenn man noch in der Lage ist noch geradeaus zu laufen oder zu rennen. Wer in seiner Freizeit dem Parcours nachgeht, hat hier ebenfalls einen entscheidenden Vorteil. Leider ist der Luxus, nicht gleich zu bezahlen, nur einigen wenigen vorbehalten, somit sollte man sich lieber auf eine Operation oder einem Besuch bei der Bank einstellen.
Neben der Bierkreditfinanzierung sollte man sich aber ebenfalls noch Gedanken um den Dresscode machen. Als fast schon traditionelles Volksfest versteht es sich von selbst, dass man in angemessener und vor allem kulturell korrekter Garderobe vorstellig wird, kurz: der guten alten Tracht. Dann kommen sie wieder, die Westphalen-Wiebkes und Schleswig-Sörens, eingepackt im preissntauglichen Saufgewand aus der Hölle. Dirndl in einer Farbenpracht, dass selbst der CSD neidisch wird, die gerade mal knapp unters (optionale) Höschen reichen (frei nach Aristoteles: „Je kürzer da Rock, desto gressa de Schnoin“), dazu die (un)passende Handtasche von Louis Vuitton, wo dann das gesamte Anschmierarsenal von Maybelline nebst Portemonnaie und Hund reingepresst wird.
Reinpressen ist hierbei ein hervorragendes Stichwort: Gürtelaufwärts wird dann alles was Frau hat (oder halt auch nicht) auf maximales Volumen gestaucht. Ob A, B, C oder weiter hinten im Alphabet, der BH muss in an die maximale Belastungsgrenze, koste es was es wolle.

Im Bereich der Herrenmode ist man hier dezenter. Karohemd in rot/weiß (alternativ blau/weiß), Lederhose (wahlweise mit Träger) und Haferlschuhe samt passenden Socken – schon ist man ein waschechter Bayer. Zugegeben, bei den Herren ist es nicht so schlimm wie bei den Damen, dennoch erkennt man Party-Sören in jedem Fall. Wichtig: Authentizität! Aber Vorsicht: A Gnackwatschn ist ebenfalls sehr authentisch!
Wer was trägt, ist am Ende auch egal, denn enden tut’s eh im eigenen Erbrochenen und runtergelassener Hose auf dem Kotzhügel. Na dann, Prost!